12.08.2024

Durchatmen, Spaß haben, Freunde finden

Familien genießen erste „Auszeit für alle“ auf dem Wellinger Hof

Winkend saust Leandro mit seinem Rollstuhl den Hang herab. Ein Bobbycar ist daran festgebunden: „Er spielt Abschleppdienst“, erklärt sein Vater Björn lachend. Die Familie, zu der auch Leandros Mutter Anna und sein Bruder Matteo gehören, genießt zusammen mit anderen Familien die erste „Auszeit für alle“ am 3. und 4. August auf dem Wellinger Hof in Belm. Dieser Ort bietet das ideale Umfeld zum Durchatmen, Spaß haben und für neue Kontakte. Genau das fehlt den Familien mit Kindern, die einen hohen Pflege- und Unterstützungsbedarf haben, im Alltag. Ermöglicht wurde die Aktion der Lebenshilfe Osnabrück durch Spenden der ON-Leserinnen und Leser im Rahmen der ON-Weihnachtsaktion 2023.

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Gemeinsam Spaß und Erlebnisse bei der ersten "Auszeit für alle" auf dem Wellinger Hof (© Jens Lintel).

Anna kommt gerade von einem Kinesiologie-Schnupperangebot und erzählt ihrem Mann davon. Die beiden wirken entspannt. Am Vortag hat Anna sich schon eine Massage gegönnt. „Das war toll“, sagt sie. Ein ganzes Wochenende gemeinsam Zeit verbringen, rauskommen, Leute treffen und auch noch Zeit für sich selbst zu haben, das ist etwas Besonderes für die Familien hier. Auch Simona, die mit ihren Kindern Mona-Lisa und Benjamin hier ist, freut sich: „Es ist so schön, dass die Kinder sich hier sofort wohlgefühlt haben und mit den anderen spielen. Da sind in kurzer Zeit Freundschaften entstanden“. Die Eltern knüpfen ebenfalls neue Kontakte, tauschen sich mit den anderen aus. „Mit einem Kind mit einer Behinderung ist man als Familie, aber auch als Eltern, schnell ausgeschlossen. Viele Bekannte ziehen sich zurück. Sie wissen oft nicht, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Und wir sind auch nicht so flexibel in der Freizeitgestaltung wie andere Familien“, erklärt Anna. Sie wünscht sich ein Angebot mit regelmäßigen „Familientreffen“ in lockerer Atmosphäre. „Dann muss man nicht erst alles erklären, hier versteht jeder die Lebenssituation des anderen.“

Während die Erwachsenen miteinander reden, toben und spielen die Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam auf dem großen, barrierearm gestalteten Grundstück des Wellinger Hofes. Das Betreuer-Team hat Spiele, Bewegungsgeräte und den „Fuhrpark“ ausgepackt. Eine riesige Murmelröhre schlängelt sich über die Wiese. Außerdem haben die vielen Ehrenamtlichen unterschiedliche Aktivitäten für die Kids vorbereitet: „Es gab ein Bobbycar-Rennen, wir haben Federmäppchen gestaltet und Masken gebastelt“, erzählt eine angehende Grundschullehrerin, die sich nach der ON-Weihnachtsaktion gemeldet hat, um die „Auszeit“ zu unterstützen. „Es ist schön zu sehen, wie die Geschwisterkinder loslassen können und einfach mal Spaß mit anderen Kindern haben“, berichtet Judith Witte, die das Projekt für die Lebenshilfe organisiert.

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Auch das "Fahrrad für alle"-Paralleltandem wurde fleißig genutzt (© Jens Lintel).

Anfangs hätten die Jungen und Mädchen ihre Geschwister mit Einschränkung immer im Blick gehabt. Auch die Eltern können dank der vielen Ehrenamtlichen durchatmen. „Wir wissen ja auch, dass sie uns rufen, wenn etwas Ernstes ist“, sagen Anna und Björn. Die Betreuerinnen und Betreuer wiederum haben selbst offensichtlich viel Spaß an der Aktion. Ihre Motivation ist unterschiedlich: „Ich weiß, dass es nur wenige Angebote für diese Familien gibt und wollte das unterstützen“, erklärt eine von ihnen. Eine andere möchte an diesem Wochenende gerne „etwas zurückgeben für das Glück, das ich mit meiner Familie habe. Es ist so wichtig, dass auch die Familien hier mal unbeschwert Spaß haben können.“

Das Motto der Auszeit für alle „Alles kann, nichts muss“, geht an diesem Wochenende voll und ganz auf. „Die Angebote, die wir mit dem Team vom Wellinger Hof und den Ehrenamtlichen entwickelt haben, der Ort, der ideale Voraussetzungen sowohl für die Aktivitäten aber auch für die notwendige Pflege der Kinder bietet, und die vielen engagierten Ehrenamtlichen – das passt einfach“, fasst Thomas Schmidt-Benkowitz, Vorsitzender der Lebenshilfe seine Eindrücke zusammen. „Es ist toll, dass wir das durch die ON-Weihnachtsaktion verwirklichen können“, ruft er und tritt wieder in die Pedale des „Fahrrads für alle“, in dem schon eine kleine Mitfahrerin auf eine Probefahrt wartet.

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